Personal // Kolumne: Reizüberflutung

12:47




Freitagnachmittag, 15 Uhr. Ich sitze vor meinem neuen Laptop (der btw endlich angekommen ist, nachdem er zwischenzeitlich in Irland war. Just saying.) Ich klicke mich durch die neuesten Youtube-Videos, die mir bei meinen Abos angezeigt werden. Schaue mir die Juli-Favoriten einer bekannten Youtuberin an. Ich mag sie ganz gern. Dann fällt mir auf, dass ich schon ein paar Tage nicht mehr bei einer meiner liebsten Bloggerinnen geschaut habe, ob es einen neuen Post gibt. Und tatsächlich: Gibt es. Sogar 2. Den einen lese ich schnell durch, überfliege ihn, schaue mir die Fotos an. Finde die Message dahinter toll. Denke kurz darüber nach. Das Favoritenvideo schaue ich immer noch. Im Hintergrund. Höre sie von der liebsten Foundation reden, die ich mir auch gern kaufen würde. Sie mag sie, findet, dass es eine der besten Drogeriefoundations seit langem ist. Ihr Highlight des ganzen Videos. In meinem Kopf notiere ich also: Doch kaufen.
Ich nippe an meinem Latte Macchiato, den ich mir vorher gemacht habe und den ich so gern beim Blogposts durchstöbern trinke. Genieße. 
Mein Handy liegt neben meinem Laptop. Ich sehe etwas aufploppen: Snapchat. Konzentriere mich auf den neuesten Snap, den mir meine Schwester geschickt hat. Schicke ein Doppelkinn-Foto zurück. Denke: Ach, du hast schon lange nicht mehr deine Storys aktualisiert. Das Video läuft immer noch. Der Blogpost ist geöffnet. Trotzdem schaue ich mir einige aneinander gereihte Fotos meiner liebsten Snapperinnen an. Das Wort habe ich noch nie bei irgendwem gelesen, aber heutzutage gibt es ja für alles einen Begriff. Meine Mama kommt rein. Redet kurz mit mir. Ich schaue mir parallel ein paar Snaps an, switche dann zu Instagram. Schaue, wie viele Likes mein neuestes Bild bekommen hat. Stalke ein paar Instagrammer. Einige, die ich grad bei Snapchat verfolgt habe. Vielleicht sogar einige, deren Blogs ich gern lese. Und wiederum einige, deren Youtube-Videos ich mir manchmal anschaue. Vielleicht sogar die, von der ich gerade noch zeitgleich ein Video laufen habe. Ich stelle es aus. Es ist fast vorbei. Richtig davon mitbekommen habe ich nicht viel. Ich schaue mir nochmal den Post an, den ich doch vorhin kurz angeklickt habe. Denke erneut über die Message nach. Hinterlasse einen Kommentar. Dann muss ich auch schon los. Ich checke mein Handy, schau noch eben die neuesten Insta-Fotos an, gehe die Snaps meiner Freunde durch. Ich steig auf mein Rad. On y va.


// Gleiche Uhrzeit, gleicher Tag. Es ist Freitagnachmittag, die Sonne scheint. 25 Grad. Ich kann es mir ausnahmsweise mal erlauben, mich für ein paar Stunden ohne Lernsachen in den Garten zu setzen. Du hast doch Ferien! - schreien sie. Ja klar. Semesterferien. Ach nein: Vorlesungsfreie Zeit. Das heißt, man hat fast noch mehr zu tun als vorher. Ich bin in meiner Bachelor-Endphase. Prüfungen, Hausarbeiten, Essays, Klausuren, Sprechstundentermine, Planungen für das nächste Semester und den Master stehen an. Heute lasse ich mir aber Zeit für mich. Heute möchte ich lesen. Und nein, kein englisches Buch über die Dynastien in China. No way. Heute ist me-time. Zeit für mich. Und nur Zeit für mich, nicht Zeit für irgendwelche Blogs, Youtubevideos, Snapchatstorys, Instagrammer etc. pp. Der Kaffee steht schon bereit, schließlich ist es nachmittags. Da haben mein Bauch und mein Kopf Lust auf Kaffee. Ich lasse mein Handy im Haus. Gehe nach draußen ins Grüne. Da sind nur mein Buch, mein Latte Macchiato und ich. Und Sonne. So sitze ich eine ganze Weile. Abschalten. Nachdenken. Von den Worten berührt werden. Ab und zu an meinem Kaffee nippen. Die Vögel zwitschern hören. Manchmal brauche ich eine Pause. Abstand von der ganzen digitalen Welt, die wir jeden Tag viel zu oft um uns herum haben. World off. 

Dann geht es für mich wieder ins Haus. Ich mache den Flugmodus aus, lasse alle Apps laden. Neue Nachrichten bei Whatsapp, Snapchat, Instagram, Facebook, Kleiderkreisel. Gleiches Spiel von vorn. Na dann los!

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